KLARTEXT: Wie ist das Konzept der KFZ-Rockstars entstanden?
Robert Merz: Entstanden ist das Thema in einer kleinen Werkstatt, die mein Auto wieder flottbekommen hat und die ich dann – bei deren Bekanntheit – unterstützt habe. Ich habe dort mitgearbeitet und das Engagement erleben dürfen. Oft haben wir bis in die Nacht gearbeitet und wirklich alles gegeben, damit das Auto für den Kunden fertig wird. Und dann kommt der Kunde und sagt vielleicht so was wie: „Können wir noch was am Preis machen?“ Das hat mir richtig weh getan. Ich habe es mir dann zur Aufgabe gemacht, Betrieben zu größtmöglicher Wertschätzung und Anerkennung sowie zu guten Erträgen zu verhelfen. Daraus sind die KFZ-Rockstars entstanden.
Aus einem Marketing-Konzept zur höheren Bekanntheit ist also ein gesamtheitliches Konzept mit Motivation, Prozessoptimierung und Betriebsberatung geworden?
Merz: Ja, im Laufe der Zeit sind wir in die Betriebe rein und haben geschaut, dass es Spaß macht, dass es für die Mitarbeiter, die Inhaber und die Kunden, eine Win-win-Situation gibt. Und so ist das Schritt für Schritt gewachsen. Heute haben wir viele Herausforderungen in den Kfz-Betrieben: Das reicht von der Vergleichbarkeit im Internet und mangelnder Wertschätzung über die wirtschaftliche Spirale samt Unsicherheit beim Konsumenten bis zu gestiegenen Preisen und Lohnkosten. Alles das ist eine Riesenlast, ein Riesendruck, der auf den Schultern der Inhaber lastet.
Dabei liegen die großen Herausforderungen gar nicht in der mangelnden Auslastung, sondern in den mangelnden Erträgen. Die Betriebe liefern Top-Qualität, werden gebraucht, aber es ist schwierig, die Preise durchzusetzen. Die meisten Werkstätten versuchen alles, um die Aufträge hinzukriegen. Doch die Zahlen stimmen nicht. Also nur Auslastung zu haben, nur viel zu tun, ist zu wenig. Es geht auch um Prozesse.
Wie wird man KFZ-Rockstar und wie läuft die Betreuung?
Merz: Hat ein Betrieb Interesse, gibt es nach einem ersten Telefonat einen ausführlichen Strategietermin und wenn wir merken, das fällt bei demjenigen auf fruchtbaren Boden, dann vergeben wir die Region an den Betrieb. Für die täglichen Herausforderungen haben wir Leitfäden entwickelt zu verschiedenen Themen und Problemen.
Aus der langjährigen Routine sind die meisten Unternehmer im Tagesgeschäft stark verhaftet und sehen gar nicht, dass Dinge schlechter geworden sind oder nicht optimal laufen. Und umso wichtiger ist ein Blick von außen. Die ganze Kfz-Branche hat sich daran gewöhnt, für viel Arbeit wenig Ertrag zu haben. Um da rauszukommen, braucht es eine gewisse Umpolung, die im Kopf stattfinden muss. Da braucht man Input und Austausch mit anderen Betrieben. Das machen wir in unseren wöchentlichen Online-Meetings mit den Mitgliedern.
Was sind Beispiele für Optimierungen?
Merz: Etwa die viel zu schnelle Annahme von Aufträgen am Telefon. Damit werden die eigenen Ressourcen verteilt, als wären sie egal. Vielmehr muss der Terminkalender wie Gold behandelt werden. Es werden erst dann Termine reingesetzt, wenn wirklich klar ist, was zu tun ist. Andernfalls muss man den Kunde noch einmal kontaktieren, wenn das Fahrzeug auf der Bühne steht, Teile müssen nachbestellt werden und der Zeitplan wird nicht eingehalten.
Ein wichtiger Bereich ist das Selbstbewusstsein beim notwendigen Stundensatz. Wir wissen doch alle, dass wir mit diesen Preisen nicht hinkommen. Und der Autofahrer kommt nicht wegen des Stundensatzes. Der Kunde möchte problemlos, sicher und sorglos unterwegs sein, und da geht es nicht um 1 Euro. Dazu gehört auch die Kommunikation mit dem Kunden über die erforderlichen Tätigkeiten an seinem Fahrzeug. Der Techniker ist der Experte und sagt, was zu tun ist, nicht umgekehrt. Andernfalls fällt das immer auf die Werkstätte zurück.
Als sehr erfolgreiches Beispiel kann ich etwa die Optimierung der Reifenwechsel-Saison nennen. Auch hier haben wir einen Leitfaden für jeden einzelnen Mitarbeiter entwickelt und damit eine deutliche Steigerung bei den Umsätzen und Erträgen in allen KFZ-Rockstars-Betrieben erreicht. Wir beschäftigen uns mit allen Themen rund um die Werkstätte. Durch die etablierten Prozesse und Strukturen im Betrieb sinkt das Stress-Level für alle Beteiligten. Die Aufträge sind besser planbar und die Zufriedenheit der Mitarbeiter wächst. Und die Chefs können auch mal raus aus dem Tagesgeschäft.
Der Slogan lautet „Aufstehen für das Kfz-Handwerk“. Was bedeutet das?
Merz: Wir halten gemeinsam das Land am Laufen, denn die Menschen fahren jeden Tag mit dem Auto zur Arbeit. Dafür steht den Werkstätten einfach mehr Wertschätzung und mehr Anerkennung zu. Die Betriebe sollen gutes Geld verdienen, auch um investieren zu können, um gute Mitarbeiter zu finden und zu halten. Wir kämpfen für weniger Stress, mehr Ertrag und damit auch mehr Spaß in diesem wunderbaren Handwerk.