Früher, ja da war wirklich nicht alles besser. Auch im Bereich der Firmenflotten gab es in wenigen Jahren Umwälzungen, die nach Jahrzehnten des Stillstands jetzt die gesamte Betreuungslandschaft verändert haben: Seinerzeit galt die Erkenntnis, dass man traditionell bei einer Marke und bestimmten Händlern blieb, weil das alles schon so eingespielt war. Es gab fixe Verträge und bei den Budgets fragte nie jemand groß nach, weil der Fuhrpark generell lange Zeit eher stiefmütterlich behandelt wurde. Die ganz großen Unternehmen gingen sogar einen Schritt weiter und betrieben eigene Werkstätten, schließlich kann man sich so die meiste Kohle sparen. Doch all das hat sich massiv gedreht. Denn immer mehr setzte sich bei den Vorständen und Geschäftsführungen die Erkenntnis durch, dass alles rund um die Firmenwagen gehörig viel Kohle verschlingt, was bei vielen Betrieben mittlerweile den zweithöchsten Budgetposten überhaupt ausmacht. Dazu kam die bittere Pille, dass Mitarbeitermobilität nicht nur steuerliche Vorteile, sondern auch eine Menge Pflichten bringt. Eine Professionalisierung setzte ein, die ein neues Berufsbild des Fuhrparkmanagers hervorbrachte. Und der sich künftig um alles kümmern muss, von der regelmäßigen Führerscheinkontrolle bis hin zum Schaden-management. Und da kam man schnell drauf, dass alteingesessene Verträge oftmals hinderlich sind.
Teil 1: Flexibilität
Zum einen bringt dieser Wandel eine Straffung der Organisation mit sich. Eigene Werkstätten betreibt kaum mehr jemand, viel lieber setzen vor allem bundesweit agierende Unternehmen auf lokale Partner, die die jeweiligen Niederlassungen individuell betreuen. Hier geht man gezielt vor. Das heißt, dass es oftmals für Karosserieschäden andere Firmen gibt wie für mechanische Belange oder das klassische Reifenmanagement. Man splittet die Zuständigkeiten also immer mehr auf, um für jeden Zweck geeignete Spezialisten an der Hand zu haben.
Teil 2: Transformation
Dazu kommt der generelle Wandel der Autowelt. Weg vom Verbrenner, mehr Zuzug zur E-Mobilität. Es gibt nicht wenige Werkstätten, die hier freiwillig das Handtuch warfen. Einerseits, weil man sich nicht damit befassen will, aber auch, weil man technisch oder vom Investment her auch gar nicht in der Lage dazu wäre. Es ist aber auch der Punkt, dass man bewusst nach frischen Zugängen sucht, da es bei der neuen Antriebsform auf völlig andere Punkte ankommt. Zum Beispiel gibt es weit weniger Ausfälle aufgrund mechanischer Defekte. Dafür geht es um reibungslose Auslieferungen und vor allem unproblematische Rücknahmen – schließlich ist der Restwert der Stromer nach wie vor eine Thematik, die wie Blei in den Mägen der Leasinggesellschaften liegt.
Teil 3: Big Player
Der Switch zu Strom als bevorzugten Kraftstoff bringt aber noch einen weiteren Punkt ins Rennen: Immer mehr Leute entscheiden sich nun für einen Firmenwagen. Das hat natürlich zum einen damit zu tun, dass der Privatkauf besagte Risiken mit dem Restwert birgt, den kaum einer eingehen möchte. Zum anderen bringt ein elektrisch betriebenes Firmenauto aber auch steuerliche Vorteile, sowohl für den Arbeitnehmer als auch für den Arbeitgeber. Das geht sogar so weit, dass Angestellte, die eigentlich keinen Anspruch auf einen Dienstwagen haben, durch das Modell der Gehaltsumwandlung an einen E-Wagen kommen, sprich: Der Anteil von Firmenautos an der Gesamtflotte des Landes nimmt automatisch stetig zu und liegt heute schon vor allem in Ballungsgebieten bei mehr als 50 Prozent.
Risiken & Chancen
Die Vorteile der neuen Zeitrechnung im Firmenwagenbusiness sind sicher, dass man nun auch als kleiner und flexibler Betrieb große Chancen hat, hier dick ins Geschäft einzusteigen. Eine Spezialisierung auf einzelne Tätigkeiten ist wohl das Gebot der Stunde – Hauptsache, man beherrscht sein Handwerk wirklich gut. Und genau hier liegt auch das größte Risiko: Nur selten werden Verträge noch über mehrere Jahre abgeschlossen. Die Chance, aus dem Partner-Pool also wieder herauszufliegen, ist bei Nichteinhaltung der geschlossenen Vereinbarungen weit höher als früher noch, was in der Branche aber eine völlig normale Abwehrreaktion ist – so viel Schindluder, wie da teilweise getrieben wurde.
Hat man seinen Teilbereich aber gefunden und sieht sich auch dazu in der Lage, den neuen A-Kunden entsprechend bevorzugt zu bedienen, ergibt sich der große Vorteil der Planbarkeit über einen längeren Zeitraum: Man kann mit einer exakt definierten Anzahl von Fahrzeugen kalkulieren, sozusagen von vertraglich zugesicherten Stammkunden, die man so schnell nicht verlieren wird. Die aber auch bevorzugt behandelt werden wissen wollen, ohne lange Wartezeiten und im besten Fall einem fix zugewiesenen Ansprechpartner, der auch verlässlich vom Telefon abhebt. Dafür muss man nicht mit ebenso vielen Individuen arbeiten, sondern hat meist auch nur den Fuhrparkmanager als Ansprechpartner, mit dem man bei schlauer Aufteilung der Tätigkeiten gleich mehrere Aufträge auf einmal abhandeln kann. Das spart nicht nur Nerven, sondern auch Zeit, was oftmals genauso Mangelware ist wie ein passender Cashflo
Wie und wo die Werkstatt punkten kann
Aus den aktuellen Transformationen in der Branche lässt sich für den geneigten Werkstattbetreiber schon einiges ableiten. Es hat also viel mit der Bereitschaft zu tun, sich gezielt bestimmte Maßnahmen herauszupicken, in denen man den Großkunden barwerte Vorteile bringen kann.
Beispiel Reifengeschäft:
Viele Betreiber haben den erhöhten Verschleiß schon erkannt und benötigen in diesem Bereich Partner, die nicht nur zwei Mal im Jahr fürs Räder umstecken Zeit haben. Das kann fast zu jeder Jahreszeit passieren und muss dann aber flott gehen, die passenden Pneus also so gut es geht lagernd sein.
Beispiel Karosserieschäden:
Zeit ist Geld, was sich im Bereich von Lack und Blech nicht nur bei der reinen Arbeitszeit, sondern auch bei der Abwicklung des Schadens mit der Versicherung abspielt. Schadenmanagement ist somit das Kümmern von der Annahme über Ersatzmobilität bis zur fixfertigen Schlüsselübergabe, ohne quälende Anrufe oder fragwürdigen Zuständigkeiten, wo der Flottenmanager dann erst die Hälfte selbst machen muss.
Beispiel Fahrzeuggeschäft:
Immer mehr zeigt sich, dass es für die Anschaffung und für die Verwertung der Rückläufer unterschiedliche Betriebe gibt. Markentreue wird immer weniger ein Kriterium, eher geht es um Dinge wie Größe, Reichweite oder auch Verfügbarkeit. Das reicht bis zur vernünftigen Lagerhaltung gängiger Ersatzteile. Und geht es dann nach ein paar Jahren um die Veräußerung des Fahrzeugs, empfiehlt sich ebenso ein reibungsloser Ablauf, wobei sich hier immer mehr das Modell der europaweiten Auktionen durchsetzt, und auch hier gilt: Der Kunde muss sich um nichts kümmern, das Auto wird abgeholt und die Erlöse werden dann nach dem -Verkauf überwiesen. Wie all das erfolgt, ist meist egal.