Denkt man über mögliche „Ertragskaiser“ in der Werkstatt nach, dann kommen einem zwangsläufig Motoröl sowie Lacke bzw. Lackmaterial in den Sinn. Experten sehen die Marge beim Motoröl teilweise bei 80 Prozent, auch bei Fahrzeugscheiben sind zwischen 70 und 80 Prozent und beim Lack(material) zwischen 40 und 65 Prozent drinnen.
Wichtiger Frequenz- und Ertragsbringer
Der regelmäßige Ölwechsel zählt schon seit vielen Jahren für die Werkstätten zu einem Frequenz- und damit auch Ertragsbringer. Denn moderne Zylinder- und damit hubraumminimierte Motoren verlangen kontinuierlich frisches Öl. Aber nicht nur Motoren brauchen Flüssigkeiten zur Kühlung und Schmierung: In den vergangenen Jahren hat sich auch die Bedeutung des Getriebeölwechsels, begleitet vom Siegeszug der Automatikgetriebe, deutlich erhöht. Gleichzeitig werden die Produkte anspruchsvoller, es bedarf kontinuierlicher Freigaben vonseiten der Hersteller und eines hohen Forschungsaufwandes vonseiten der Industrie. Damit steigt auch die Komplexität für die Werkstätte, die sich mit Know-how und professioneller Kundenberatung vom Mitbewerb abheben kann.
Auch im E-Auto wird geschmiert und gekühlt
Der Wandel hin zu alternativen Antriebsarten führt zu einer Veränderung im klassischen Schmierstoffgeschäft. Denn ein E-Auto braucht schlichtweg kein Motoröl mehr. Soweit die schlechte Nachricht. Die gute Nachricht hingegen ist, dass andere Flüssigkeiten im E-Auto künftig mehr Bedeutung erlangen werden. Thermomanagementflüssigkeiten lautet hier das Zauberwort. Diese werden benötigt, um Motor- und Getriebekomponenten zu schmieren oder die Traktionsbatterie zu kühlen.
Wann kommt ein neues Geschäftsmodell?
Ob und wann sich allerdings daraus ein Geschäftsmodell entwickeln wird, bleibt abzuwarten: Denn ähnlich wie beim (Automatik-)Getriebeölwechsel im Verbrenner gibt es bei den E-Flüssigkeiten noch viel Unklarheit hinsichtlich der Wechselintervalle. Bei E-Autos, deren Traktionsbatterie indirekt gekühlt wird, gibt es aktuell je nach Hersteller unterschiedliche Vorgaben, ob und wann das Kühlmittel zu tauschen ist. Die Wechselintervalle variieren je nach Modell zwischen 3 und 10 Jahren, auch bei den Füllmengen zeigen sich deutliche Unterschiede – je nach Modell zwischen 9 und 20 Liter Kühlflüssigkeit sind zu verwenden. Das liest sich jetzt vielleicht nicht ganz so positiv, aber die Weiterentwicklung bei den Fahrzeugen wird sich auch hier positiv auswirken: Durch die Immersionskühlung, also die direkte Kühlung des Akku-Packs, werden höhere Ladeleistungen erzielt, die dann wiederum mehr Anforderungen an das Kühlmittel stellen. Und hier ist das letzte Wort zu den Wechselintervallen auch noch nicht gesprochen.
Weniger Verbrauch, mehr Ertrag
Ein Bereich, der gegenwärtig bereits gute Margen abwirft, ist Autoreparaturlack bzw. damit in Verbindung stehende Materialien. In diesem Bereich geht die steigende Verbesserung der Produkte durch die Hersteller mit erhöhten Margen für die Anwender einher. Warum das? Weil modernes Lackmaterial so ausgelegt ist, dass der Verbrauch generell minimiert wird. Kommen zusätzlich noch innovative Tools wie die vollautomatische Lackausmischung zum Einsatz, wird nicht nur Zeit eingespart und die benötigte Lackmenge optimiert, es werden auch Fehlmischungen vermieden. Alle diese Punkte sind sofort ertragswirksam. Das lässt sich auch mit Kennzahlen untermauern: So haben Experten festgestellt, dass Top--Betriebe gegenüber dem Durchschnitt zwei Drittel weniger Materialverbrauch aufweisen und ihr wirtschaftlicher Erfolg auch damit begründet werden kann.
Klare Sicht, gute Geschäfte
Auch mit Fahrzeugscheiben lassen sich gute Geschäfte machen – sowohl mit der Reparatur als auch mit dem Austausch. Schon die Scheiben selbst sind mit guten Margen verbunden, aber auch Zusatzarbeiten werfen gute Erträge ab. Durch die zunehmende Anzahl an Fahrerassistenzsystemen (ADAS) in modernen Fahrzeugen werden diese auch in den Scheiben direkt verbaut. Muss diese getauscht werden, ist eine Rekalibrierung der Fahrerassistenzsysteme mittels moderner Geräte unerlässlich für deren vollumfängliche Funktion und die Verkehrssicherheit des Fahrzeuges.
Lohnende Investitionen
Als Kfz-Betrieb lohnt es, in entsprechendes Equipment zu investieren, um hier nicht Geschäft liegen zu lassen. Denn durch die gestiegene Wichtigkeit im Fahrzeugverbund (Steifigkeit, Fahrerassistenzsysteme) und auch hinsichtlich Designs und Komforts (Panorama-Schiebedach etc.) hat sich die Scheibe zu einem Hightech-Bauteil entwickelt, für deren Reparatur und Austausch es eine umfassend geschulte und damit kompetente Kfz-Fachkraft braucht.
Zusatzgeschäfte aufspüren und aktiv „vermarkten“
Neben den genannten Produktgruppen gibt es aber auch viele weitere „Klassiker“, die Zusatzgeschäfte und damit -erträge versprechen – vor allem dann, wenn sie gegenüber den Kunden aktiv angesprochen und in weiterer Folge auch „vermarktet“ werden. Beim saisonalen Reifenwechsel sollten beispielsweise zugleich Fahrwerk und Bremsen mit überprüft werden und bei jedem Werkstattaufenthalt darf auch ein Blick auf den aktuellen Zustand der Wischerblätter nicht fehlen.
Und falls Zusatzverkäufe bei manchem vielleicht noch mit einem negativen Beigeschmack behaftet sind, falsche Scheu ist hier fehl am Platz. Es geht nicht darum, dem Kunden etwas einzureden, was er nicht braucht, sondern ihn über den genauen Zustand seines Fahrzeuges zu informieren und konkrete Empfehlungen auszusprechen. Der (Verkaufs-)Erfolg stellt sich dann meist von ganz allein ein.