Ich erzähle Ihnen eine kleine Geschichte meiner Lebensrealität. Ich wohne in einer Marktgemeinde in Niederösterreich. Sehr zentral am dortigen Hauptplatz. Der Ort hat alles, was man braucht: Supermarkt, Apotheke, Post etc. – vieles davon rund um den Hauptplatz. Doch ein Gewerbetreibender bringt mich regelmäßig zur Weißglut.

Denn er lädt sein E-Auto an der einzigen vorhandenen Ladesäule (11 kW) in der näheren Umgebung, und zwar den ganzen Tag, von 8:30 bis 17 Uhr. Und das wohl nur, damit er sich nicht mit der vorherrschenden Kurzparkzone auseinandersetzen oder ein paar Schritte weiter zu seinem Geschäft gehen muss. Denn nur gut 200 Meter entfernt gibt es einen Parkplatz ohne Kurzparkzone. Da ich selbst auch E-Auto-Fahrer bin, nutze ich die Ladesäule gerne (maximal 4 Stunden), um meinem Auto während des Tages den nötigen Saft zu verpassen, stelle mich danach aber weg. Ist ja ein Lade- und kein Parkplatz.

Was mich regelmäßig ärgert, spiegelt aber auch die Realität in Österreich wider. Ja, der Ausbau von­ Hypercharging-Punkten entlang der großen Verkehrsrouten läuft auf Hochtouren. Aber im ländlichen Raum sucht man oft vergeblich nach 11-kW-Ladepunkten. Und auch wenn Minister Hanke gerne für jeden einen Hypercharger innerhalb von 10 Kilometer Umkreis hätte, so ist das sicher nicht der Weisheit letzter Schluss. Denn gerade beim Langsamladen braucht es Lösungen für jene, die (so wie ich) nicht zu Hause laden können, weil sie in einer Wohnung wohnen. Hier stehen auch Gemeinden in der Pflicht, denn solche Investitionen werden künftig dazu beitragen, dass die Ortskerne nicht aussterben.

Und selbst in meiner bescheidenen Ortschaft gäbe es genug Platz. Denn der oben erwähnte Parkplatz ohne Kurzparkzone wurde im Vorjahr überdacht und auf einer Länge von 2 x 50 Metern mit einer PV-Anlage zugekleistert. Wäre doch perfekt für 3 bis 4 Ladepunkte, oder? Mein Unternehmer-Nachbar würde zwar trotzdem noch „Lade-Parken“, aber ich (und viele andere) müsste mich nicht mehr ärgern.