Zwei Faktoren führt Leiß ins Treffen, die die Kundennähe der Wiener Städtischen unterstreichen. Einerseits verfügt das Unternehmen seit einem Ausbau im Vorjahr mit 104 Zulassungsstellen (15 davon in Autohäusern) über eine flächendeckende Präsenz in ganz Österreich. Damit ist es in jedem Verwaltungsbezirkdes Landes vertreten. Mit diesem Instrument konnten im Vorjahr 140.000 Zulassungen abgewickelt werden. Andererseits hat die Wiener Städtische mit carplus eine Vertriebsschiene in der Hand, mit der sie direkt im Autohaus präsent ist und die als Instrument dient, um die Kundenbindung an den jeweiligen Partner im Autogeschäft zu optimieren.

Passende Ertragslage

Leiß geht im Gespräch mit AUTO&Wirtschaft davon aus, dass das heurige Jahr nicht gerade einfach wird, nachdem die Autoimporteure davon ausgehen, dass die Neuzulassungen rückläufig sein werden. Gleichzeitig rechnet er damit, dass Preisdruck und Wettbewerbslage in der Versicherungsbranche intensiv bleiben. Dennoch plant die Wiener Städtische, im Bereich der Kfz-Versicherung weiter solide zu wachsen.

Vom Schadenverlauf her gesehen, war für die Wiener Städtische 2012 in der Haftpflicht ein gutes Jahr. Im Kasko-Bereich wurde wegen der häufigen Hagelereignisse im Vorjahr lediglich knapp positiv abgeschlossen.

Sorgen wegen Reparaturkosten

Leiß erläuterte, dass Hagelschäden meist deutlich teurer kämen als Havarien nach Karambolagen. Dellendrücken habe sich zwar als brauchbare Alternative erwiesen, sei aber nur einsetzbar, wenn die Dellen einen gewissen Mindestumfang nicht überschritten. Die Kfz-Versicherung werde in der Wiener Städtischen nicht als Türöffner zu Versicherungsgeschäften aller Art betrachtet. Das Unternehmen sei vielmehr in allen Angebotsbereichen offensiv unterwegs.

Sorgen bereiten dem Vorstandsdirektor die steigenden Reparaturkosten, dieüber dem Verbraucherpreisindex liegen. Er anerkennt zwar, dass dazu die steigende Werthaltigkeit der Automobile (Klimaanlagen usw.) wesentlich beiträgt, stellt aber fest, dass Arbeitskosten und Ersatzteile überdurchschnittlich teurer werden. Diese Entwicklung bereitet ihm Unruhe.

Schadenssteuerung keine Alternative

Schadenssteuerung stellt für Leiß nur sehr bedingt eine Alternative dar. Er verweist auf diverse Versuche, die in der Alpenrepublik zu mäßig brauchbaren Ergebnissen geführt haben. Der österreichische Autofahrer lässt es sich nicht nehmen, selbst zu bestimmen, wer sein Fahrzeug nach einem Schadensfall repariert. Die Kundentreue wird in der Kfz-Branche großgeschrieben. Zuckerl für die Versicherten gehören mittlerweile zum Standard der Branche. Die Wiener Städtische bietet zum Beispiel einen Umweltbonus, ein CO2-Goody und einen "Bonus-Retter".

Flotten sind angesichts der steigenden Zahl von Dienstautos auch für Versicherungen ein Thema. In dem Bereich werden keine Spezialtarife angeboten. Vielmehr muss jedes Geschäft dieser Art individuell kalkuliert werden. Hier sieht Leiß die Wiener Städtische ebenfalls gut aufgestellt.