Der Begriff Echtzeit trägt bei manchen Leuten zur Verwirrung bei, da sie mit Bezeichnungen der Computersprache nichts anfangen können. Die Absicht war grundsätzlich gut, allerdings werden die Schwächen des Gesamtsystems (des nicht vorhandenen Gesamt-Verkehrsmanagements) umso deutlicher.

Der Begriff real time kommt aus der Computertechnik, da dort in vielen Anwendungen (Simulation von zeitlichen Abläufen) virtuelle Zeitgrößen verwendet werden. Für uns Fahrzeuglenker bedeutet Echtzeit aber nichts anderes, als dass ein bestimmter Verkehrszustand aktuell gegeben ist. Sehr oft sind Verkehrsmeldungen auf nicht sehr zuverlässigen Datenquellen (Ö3ver) begründet. In der Vergangenheit war es beiStaumeldungen oft so, dass man wegen fehlender Aktualität der Meldung beruhigt weiterfahren konnte, der Stau war nämlich längst vorbei. Echtzeitmeldungen können das besser.

Mit der aktuellen Aufbereitung des Datenbestandes hat die Asfinag einen Schritt gesetzt, der weitüber das hinausgeht, was üblicherweise mit Verkehrsdaten passiert. Auch im Bereich der Landesstraßen wird eine Vielzahl an Daten erhoben, die kaum jemals zu den Betroffenen gelangen. Daten über Verkehrszählungen stehen oft erst nach Monaten zur Verfügung bzw. landen nur allzu oft in den Archiven der Landesverwaltungen. Die Infrastruktureinrichtungen zur Erhebung der Daten werden zwar mit öffentlichen Geldern finanziert, ein übergeordnetes Verkehrsmanagement findet jedoch nicht statt. Meist ist die kleinräumige Lokalpolitik auch gar nicht bereit, an der Lösung großräumiger Verkehrsprobleme mitzuwirken.

In der Theorie werden Modelle von vernetzten Verkehrssystemen entwickelt, die sich weit von der Realität entfernt haben. Real gibt es zersplitterte Kompetenzen mit unterschiedlichsten Zielvorstellungen. Wer könnte von einer grün orientierten Stadtverwaltung wie der in Wien verlangen, Vorkehrungen für die Bewältigung von Verkehrsüberlastungen auf dem Autobahnnetz zu treffen? Im Gegenteil wird dort versucht, möglichst viel Verkehr auf die Autobahn zu verlagern. Die Parkraumbewirtschaftung hat uns deutlich vor Augen geführt, wie schön man Probleme an benachbarte Bundesländer abwälzen kann. Ganz im Sinne einer Vogel-Strauß-Politik wird die Verkehrsrealität nicht zur Kenntnis genommen.Von einem weiteren wichtigen Player im Zusammenwirken der Kompetenzen, der Polizei, ist bei der Bewältigung von Zusammenbrüchen des Verkehrs schon lange nichts mehr zu erwarten.

In dem Wirrwarr der Kompetenzen haben Rundfunk und die Autoclubs ihre Marktlücken entdeckt und ein eigenes System von Verkehrsmeldungen aufgebaut. Da kommen sogar Stauflieger zum Einsatz, die über die aktuelle Verkehrslage informieren. Hinsichtlich der Lösungen sind diesen Informationen enge Grenzen gesetzt. Ohne offizielle Maßnahmen kann alles nur Stückwerk sein. Schöne Worte helfen wenig, hier bedarf es klarer Handlungen von Fachpolitikern, die ihr Handwerk verstehen.

Für uns als Betroffene stellt sich die Frage, was im Falle Unheil verkündender Informationen in Echtzeit zu tun ist. Radio abdrehen kann übermäßigen Ärger verhindern, aber nicht die Lösung sein. Ausweichempfehlungen zu folgen, kann bei kleineren Staus wirken, bei größeren Ereignissen ist dasuntergeordnete Straßennetz aber nicht mehr in der Lage, mit den Verkehrsmengen fertig zu werden. Verhindern lassen sich nur die vorhersehbaren Staus bei Semesterferien oder bei Urlauben unserer Nachbarländer. Wer da hineingerät, ist selber schuld. Ähnlich liegt der Fall bei witterungsbedingtenVerkehrsproblemen. Oft wird schon Tage vorher von kommenden Schneefällen berichtet, trotzdem gibt es keine präventiven Kontrollen der Schneeketten bei Lkws und trotzdem stellt sich niemand die Frage nach der Notwendigkeit bestimmter Fahrten.

Fazit: Was sich echt im Verkehr abspielt, ist der Politik echt wurscht. So gesehen ist die Idee mit den Echtzeitmeldungen eigentlich echt super.