Nichts weniger als eine "Revolution in der Automobilindustrie" plant
Hoffman Car Parts: Das niederländische Unternehmen bietet
VW-Originalteile um 60 Prozent billiger an.
Seitdem die EU-Kommission mit der "Service-GVO" und den eigentlich
zur Abgasgesetzgebung gedachten Regelungen Euro 5 und Euro 6 den
Teilemarkt liberalisiert hat, verschwimmen die Grenzen zwischen
Herstellerteilen und exakt baugleichen Komponenten aus der
Zulieferindustrie, denen lediglich das begehrte Logo fehlt.
Qualitativ gibt es ohnehin keinen Unterschied -dennoch bevorzugen
manche Endverbraucher die "echten" Markenteile und manche Komponenten
gibt es schlicht nur beim Autobauer.
Der Haken an der Sache: Diese Teile sind für freie Werkstätten oder
Fremdmarkenbetriebe in der Regel sehr teuer, weil sie nicht von den
innerhalb der jeweiligen Markenorganisation üblichen Bonifikationen
profitieren. Zudem dürfen Vertragsbetriebe Teile ihres Herstellers
nur dann an markenfremde Betriebe verkaufen, wenn diese sie direktverbauen- der Weiterverkauf ist untersagt. Vor genau diesem
Hintergrund will der niederländische Unternehmer Paul Hoffman
punkten.
Bestellung per Internet
Eigentlich im Schiffsbau sowie in der Immobilienbranche tätig, hat
Hoffman kürzlich das Internetportal www.hoffmancarparts.com
gestartet. Auf diesem werden über 65.000 Teile der VW-Konzernmarken
angeboten - mit einem durchgehenden Rabatt von 60 Prozent, wie das
Unternehmen verspricht. Konkret handle es sich um "brandneue
Überbestandsteile" mit einjähriger Garantie, die man über einen
Logistikpartner weltweit ausliefere. Die Teile habe man zwecks
einfacherer Auffindung fotografiert und katalogisiert, eine
Bestellung sei sowohl über die Marken-und Modellbezeichnung als auch
über die Originalteilenummer möglich.
Importeur bezweifelt Marktrelevanz
Bis zum Jahresende 2013 will Hoffman den Bestand auf mehr als 250.000
Teile ausbauen. Die Komponenten beziehe man direkt vom Hersteller,
erzählt der Holländer. Auch Wolfsburg profitiere von dem
Geschäftsmodell: Einerseits könne der Konzern seinen Marktanteil am
freien Werkstattmarkt steigern, andererseits spare man sich die
Kosten für die Vernichtung von nicht mehr benötigten Teilebeständen.
Die hiesigen VW-Vertreter sehen die Angelegenheit ein wenig anders.
Die von Hoffman angebotenen Teile hätten "für Österreich nur wenig
Relevanz", sagt Richard Mieling, Sprecher von Porsche Austria, auf
Anfrage: "Bei einer Stichprobenkontrolle haben wir festgestellt, dass
der Großteil der überprüften Teile entweder in Österreich über eine
äußerst geringe Gängigkeit verfügt oder sich diese gar nicht mehr im
aktuellen Sortiment befindet. Dadurch erklärt sich auch der
angepriesene Nachlass."
Mit zweierlei Maß?
Marktgängigkeit hin oder her: Das Geschäftsmodell von Hoffman bleibt
brisant, denn es legt nahe, dass sich der Hersteller selbst nicht an
die strengen Weiterverkaufsregeln hält, die er seinen
Vertragsbetrieben auferlegt. Der holländische Neo-Autoteilehändler
ist jedenfalls von seinem Erfolg überzeugt: "Unser Ziel ist es, Ende
2012 der weltweit führende Wiederverkäufer von originalen VAG-Teilen
zu sein."