Können angesichts einer neuen Bescheidenheit, die in der Wirtschaft
Schule zu machen scheint, die hohen Lackpreise weiter beibehalten
werden? Das fragten wir die Lieferanten von Autoreparaturlack in der
traditionellen Lackumfrage. Aus Platzgründen tragen wir die Antworten
in dieser Ausgabe nach.
Werner Lanzerstorfer (PPG/Nexa Autocolor): Die Höhe der Lackpreise
beruht auf subjektivem Empfinden. Vor etwa 12 Jahren hat ein
"normaler" lösemittelhaltiger Basislack rund 60 Euro pro Liter
gekostet. Der Verbrauch für eine Motorhaube der Golf-Klasse lag bei
0,5 Liter. Heute benötigt man mit Wasserbasislacken für eine
Motorhaube etwa 0,28 Liter. Bei einem Preis von zirka 120 Euro sind
wir im Schnitt bei etwa 33 Euro. Die Inflation und Ergiebigkeit von
Wasserlacken eingerechnet, sind die Lackkosten nicht wesentlich
gestiegen. Für den verstärkten Einsatz von teuren Effektlacken sind
die Reparaturlackhersteller nicht verantwortlich.
Rudolf Weismann (DuPont Refinish): Die Lackpreise bleiben mit großer
Wahrscheinlichkeit unverändert. Erstens sind die Lackprodukte
ergiebiger geworden; zweitens werden immer neue Farbtöne mit
aufwendigen Effekten eingesetzt, die die Lackpreise nach oben
treiben. Der wirtschaftliche Aufschwung in China und Indien führt
zusätzlich zur Verknappung und Verteuerung von Rohstoffen. Kfz-Käufer
könnten die Lackhersteller beeinflussen, wenn sie verstärkt Fahrzeuge
in Standardfarben kaufen.
Martin Lobert (Lechler): Europa kann sich nicht von der
Globalisierung abkoppeln, die auch die Rohstoffpreise bestimmt.
Bezogen auf die Kosten im Jahr 2005 haben wir für Pigmente in 2010 12
Prozent, in 2012 29 Prozent sowie für Lackharze in 2010 28 Prozent
und in 2012 49 Prozent mehr gezahlt. Bei einer weltweiten
konjunkturellen Abkühlung werden die Produktionskapazitäten
vermutlich entsprechend angepasst, so dass die Rohstoffpreise nicht
sinken werden.
Klaus Steinwender (Glasurit): Der Preis allein ist nicht
ausschlaggebend für unsere Kundenzufriedenheit, sondern die
Serviceleistungen und die Qualität. Derzeit beträgt der Anteil der
Lackkosten bei einer Reparatur durchschnittlich 20 Prozent. Den
weitaus größeren Teil machen die Arbeitskosten aus. Mit rationellen
Arbeitsabläufen ist eine deutliche Kostensenkung zuerzielen.
Norbert Grimmeisen (R-M): Die hohen Lackpreise sind nur eine Seite
der Medaille. Betrachtet man die einzelnen Positionen einer
Reparaturrechnung, zeigt sich, dass die Lackmaterialien einen kleinen
Teil der Gesamtrechnung ausmachen -im Schnitt lediglich 10 bis 20
Prozent.
Johann Pöchgraber (Standox): Der Lackpreis ist ein Spiegelbild
dessen, was die Lackindustrie leisten muss, um im Markt
wettbewerbsfähig zu sein: Forschung und Entwicklung stellen sicher,
dass die Produkte sowohl die gesetzlichen Anforderungen erfüllen als
auch den Anwender in die Lage versetzen, ökonomisch und sicher ein
verkaufbares Ergebnis zu erzielen. Standox bietet seinen Abnehmern
eine Vielzahl von Serviceleistungen, die in der Karosseriereparatur
entweder über den Lackpreis oder Stundenverrechnungssatz abgedeckt
werden müssen. Da diese Serviceleistungen nicht Selbstzweck sind,
sondern derÖkonomisierung von Prozessen in den Karosseriebetrieben
dienen, kommen sie dem zugute, der für die erbrachte Leistung
bezahlt.
Jan Kelemen: Ein weltweit anerkanntes und freigegebenes Produkt sowie
ein hoher Servicelevel müssen einen gewissen Preis haben. Darüber
hinaus ist die "neue Bescheidenheit" kaum anzutreffen. Ganz und gar
nicht bescheiden ist Spies Hecker bei den vielen Zusatzleistungen für
die Kunden -angefangen von modernstem digitalem Farbtonmanagement
über Marketing-und betriebswirtschaftliche Beratungsleistungen. Damit
machen wir unsere Kunden fit für die Zukunft.
Andreas Bäurle (AkzoNobel): Anbieter aus dem mittleren bis niedrigen
Preissegment picken sich "die Rosinen aus dem Kuchen", indem sie sich
nur auf den Produktverkauf konzentrieren. Als AkzoNobel unterstützen
wir seit Jahrzehnten unsere Partner über ein erstklassiges
Produktangebot hinaus bei der Optimierung von Abläufen und Prozessen.
Der Lackpreis enthält nicht nur den Preis für den Lack, sondern auch
ein umfangreiches Serviceangebot von der Farbtonausarbeitung, den
Angeboten für die Aus-und Weiterbildung, Werkstattanalysen und so
weiter -ein Paket, das unsere Kunden schätzen und das wir weiterhin
bieten wollen.