Stolze 27,5 Prozent Nachlass auf den neuen VW Golf VII, und das noch
vor der offiziellen Markteinführung: Dieses Angebot einer
Neuwagen-Vermittlerplattform sorgte Ende September in Deutschland für
Aufsehen. Als der "Rabattprofessor" Ferdinand Dudenhöffer darüber
berichtete, wurde er aus dem VW-Umfeld als Branchenschädling
diffamiert.
Die Gewerbevereinigung ZDK wiederum sah sich in ihrer Forderung
bestätigt, anstelle unabhängiger Plattformen "eigene
Marken-Internetportale für Neuwagen" einzurichten.
Beide Reaktionen zeigen vor allem eines: Die Autobranche hat nach wie
vor keine Ahnung, wie sie mit dem Internet umgehen soll.
Wenn virtuelle Neuwagenvermittler Rabatte in Albtraumhöhe gewähren,
bezahlen sie diese nicht aus der eigenen Tasche. Sie reichen nur jene
Konditionen weiter, die ihnen zuvor von Markenhändlern gewährt wurden
-abzüglich eines Gewinnaufschlags, versteht sich. Ein Händler
wiederum kann nur dann Fahrzeuge weit unter seinem Einstandspreis
weitergeben,wenn ihm der Hersteller entsprechende Prämien verspricht
- wobei aus dem "kann" ein "muss" wird, wenn es wieder einmal gilt,
die zuvor gesetzten Quartalsziele zu erfüllen.
Eines muss man ganz klar sagen: Das Internet hat derartige Praktiken
nicht ausgelöst: Es macht sie nur transparent und sorgt dafür, dass
die Folgen nicht mehr regional beschränkt sind. Wenn
Branchenvertreter glauben, sie können durch eine
Quasi-Monopolisierung des Internetvertriebs der Entwicklung Einhalt
gebieten, täuschen sie sich selbst: Das eingangs geforderte
"Marken-Portal" muss natürlich zwangsläufig ebenso hohe Nachlässe
gewähren wie ein Drittanbieter oder es wird von den besonders unter
Druck stehenden Marktteilnehmern erst recht wieder unterlaufen.
Vielsagend ist, wie einseitig sich die brancheninterne Diskussion auf
die wichtige Rabattthematik konzentriert. Wer spricht dagegen
darüber, dass es das Internet erstmals ermöglicht, eine direkte
Kommunikation mit einer großen Zahl an Endverbrauchern aufzubauen?
Dass die Werkzeuge der Markenbindung im Internet so günstig -und für
den mittelständischen Unternehmer erreichbar -sind wie nie zuvor?
Dass es im Internet Kundenbindungsmittel gibt, mit denen der reinen
Preisdebatte entgegengewirkt werden kann?
Um diese Chancen zu nützen, sind freilich Kreativität und
Unternehmergeist nötig. Das Selbstverständnis eines
Erfüllungsgehilfen, der Waren seines Lieferanten mit hohem
Kapitaleinsatz und geringer Selbstständigkeit weitergibt, reicht dazu
nicht aus. Als Gegenbeispiel stellen wir auf den folgenden Seiten
einen Autohändler vor, der das Internet bereits zu seinem Vorteil
nutzt -mit eigener App, Kundenbindungsprogramm und so weiter.