Für die einen ist es das "Killer-Kältemittel", für die anderen die längst überfällige Ablösung für die um 357-mal klimaschädlichere Vorgängersubstanz R134a: Die Rede ist vom Klimagas R1234yf, das laut der EU-Kommission ab dem 1. Jänner 2013 in allen seit 2011 typzugelassenen Automodellen verwendet werden soll. Dass Brüssel den Umstieg tatsächlich erzwingt, erscheint aber immer zweifelhafter.

Rückruf bei Mercedes

Der Hintergrund: Ende September hatte Daimler bekannt gegeben, dass sich R1234yf bei eigenen Crashtests "in einem heißen Motorraum als zündfähig erwiesen" habe. Prompt wurde der Einsatz des Kältemittels eingestellt. In Österreich werden nun 22 Exemplare des Luxussportwagens CLS in die Werkstätten zurückgerufen, um sie auf R134a zurückzurüsten.

Breite Abkehr

Andere Hersteller haben sich ebenfalls wieder von R1234yf verabschiedet. "Ursprünglich wurde der Mazda CX-5 mit dem neuen Kältemittel ausgerüstet, aktuell verwendet Mazda aber wieder R134a", erklärt Josef Deimel, Pressesprecher der japanischen Marke. Kia ließ den neuen c"eed für R1234yf typisieren, liefert ihn bisher aber noch mit R134a aus. Bei Hyundai gab es das Schwestermodell i30 nur kurz mit R1234yf, was der Importeur aber nicht mit Sicherheitsbedenken, sondern mit Lieferschwierigkeiten begründet. Tatsächlich ist die Verfügbarkeit ein weiterer wunder Punkt des Kältemittels: Bisher wird dieses ausschließlich in einem japanischen Werk der US-Konzerne Honeywell und DuPont produziert - ein Monopol, das entsprechend hohe Preise mit sich bringt. Nur wenige Autos werden derzeit tatsächlich mit R1234yf befüllt. In Österreich handelt es sich dabei um die neuen Modelle XV und BRZ von Subaru sowie den Chevrolet Malibu. "Der Trax wird der nächste sein", sagt Chevrolet-Sprecher Günther Eder. Auch der eng verwandte Opel Mokka soll ab 2013 eine R1234yf-Anlage erhalten -wenn die EU nicht doch von ihren Plänen Abstand nimmt. Davon gehen mittlerweile die meisten Beobachter aus.

Gefährdete Investitionen

Für Kfz-Betriebe, die bereits in ein neues Klimaservicegerät investiert haben, ist das eine Hiobsbotschaft. Wird beispielsweise Mercedes den Vertragsbetrieben die Investitionen ersetzen?"Diese Frage ist noch in interner Abstimmung bei der Daimler AG", antwortet Sprecher Gregor Waidacher.

Freie Werkstätten haben laut Einschätzung von Arthur Clark, Bundesinnungsmeister der Karosseriebauer, bisher "nur vereinzelt" R1234yf-Geräte erworben. Sie würden die vergeblichen Anschaffungen aber unverhältnismäßig schwer treffen. Clark fordert daher ein "konstruktives Übereinkommen" mit den Werkstattausrüstern. Einige dieser Lieferanten zeigen sich angesichts der allgemeinen Misere durchaus verständnisvoll. "Sollte das eine oder andere Gerät verkauft worden sein und das Gas tatsächlich nicht eingeführt werden, dann werden wir diesem Umstand Rechnung tragen", sagt etwa Walter-Michael Jordan,Geschäftsführer von Hella Handel Austria.