Autohäuser wird es auch in 25 Jahren geben, ist Dr. Alexander
Martinowsky überzeugt. Sie werden sich aber an die Veränderung der
Kundenbedürfnisse anpassen müssen: "Autos nutzen statt besitzen"
heißt der neue Trend.
Die Wurzeln der Wiesenthal-Gruppe reichen bis in das Jahr 1924
zurück: Damals wurde Günter Wiesenthal Teilhaber der
Mercedes-Vertretungen in Wien und Prag. Der Marke mit dem Stern ist
der Autohandelskonzern seither treu geblieben, wenngleich andere
Fabrikate und neue Märkte hinzukamen. 2011 wurden in Österreich,
Tschechien, Ungarn, der Slowakei, Süddeutschland und den USA
insgesamt 23.586 Autos verkauft. In der knapp neunzigjährigen
Firmengeschichte gab es mehr als einen unternehmerischen Einschnitt.
Der nächste große Wandel hat laut Geschäftsführer Alexander
Martinowsky bereits begonnen: "Für immer mehr Menschen wird die
Nutzung eines Automobilswichtiger als dessen Besitz."
In der Praxis könnte das bedeuten, dass ein Mercedes-Kunde im
Frühjahr und Herbst eine C-Klasse (als komfortable Reiselimousine),
im Winter einen GLK (als sicheres SUV) und an Sommerwochenenden einen
SLK (als sportlichen Roadster) nützt -und zwar für einen
Komplettpreis einschließlich Wartung, Reifen und Versicherung. "Also
quasi ein Operating Leasing, aber ohne dass das Fahrzeug während der
Nutzungszeit das gleiche bleibt", skizziert Martinowsky.
Wie können Autohändler derart komplexe Mobilitätsprodukte aufeinander
abstimmen, wie sollen sie das nötige Kapital bereitstellen? Ganz zu
schweigen von der einfachen, doch schon jetzt akuten Frage, wie die
stetig steigende Modellvielfalt in einem herkömmlichen Schauraum
unterzubringen ist. Für Martinowsky liegt die Antwort einerseits in
einer stärkeren Differenzierung zwischen großen Mobilitätszentren und
lokalen Standorten mit Servicefokus. Andererseits fordert er eine
neue Kostenverteilung zwischen Herstellern und Händlern: "Derartige
Vertriebsmodelle setzen voraus, dass sich die Vergütung von der
reinen Verkaufsmarge hin zum Honorieren von Beratung, Präsentation
und Fahrzeugbereitstellung verlagert."
Mit dem "neuen Geschäftsmodell" des deutschen Kfz-Gewerbeverbands ZDK
wurde in den vergangenen Jahren eine Grundlage für künftige
Beziehungen zwischen Autobauern und ihren Vertragshändlern
ausgearbeitet. Martinowsky hat das Strategiepapier als europäischer
Mercedes-Händlersprecher entscheidend mitgeprägt. Langfristig soll es
Markenbetrieben aller Größenordnungen wieder ein profitables Agieren
ermöglichen - so fern dieses Ziel angesichts der derzeitigen
Durchschnittsrenditen auch erscheinen mag.«