1923 in Kärnten gegründet, wurde aus einem kleinen Kartonerzeuger ein
Faltschachtel-Spezialist, der sowohl die technische als auch die
Schuhund die Lebensmittelindustrie beliefert und umweltfreundliche
Formteile aus Recyclingmaterial erzeugt. Die Geschäftsführung liegt
in den Händen einer starken Frau.
Wenn man, aus der lauten Bundeshauptstadt kommend, von der Autobahn
abfährt, wirkt sie fast lauschig, die Klagenfurter Industriezone. Die
helle Fassade gibt dem ebenerdigen Familienbetrieb eine dezente Note,
das Gebäude schmiegt sich eher unauffällig in die ziemlich grüne
Umgebung. Das ist reine Absicht, denn das Understatement ist
Firmenphilosophie.
"Wir sind", bestätigt Elisabeth Görner, Unternehmerin und
Geschäftsführerin des gleichnamigen Kartonagen-Betriebes, "in der
Öffentlichkeit nicht präsent." Also: keine Seitenblicke-Gesellschaft,
kein Bussi-Bussi-Publikum. Für ein Unternehmen wie Görner, das seit
über achtzig Jahren in der Faltschachtelindustrie tätig ist, zählen
andere Werte. "Handschlagsqualität", sagt Görner, und die habe sie
von ihrem Vater gelernt. "Kunden, denen das nicht wichtig ist",
erklärt sie nüchtern, "die haben wir nicht mehr." Das klingt souverän
und selbstbewusst, ohne jedoch großspurig zu wirken.
Denn Görner, deren Beine Model-Maße haben, ist eine taffe
Unternehmerin, die flache Management-Strukturen schätzt und auch
scheinbaren Kleinigkeiten Aufmerksamkeit widmet. Als der Fotograf die
zusammengestellten Konferenztische für seine Aufnahmen auseinander
zieht, beanstandet sie nach kurzer Fingerprobe: "Da ist Staub
dazwischen, das geht nicht." Man merkt förmlich, wie sie Derartiges
auf ihrem geistigen Notizblock speichert, um es bei passender
Gelegenheit abzurufen. Dass ihr diese Materie mittlerweile so
vertraut ist, ist ihr nicht in die Wiege gelegt worden.
Denn Görner hat sich nur zögerlich dazu entschlossen, als eine von
drei Töchtern den Kartonagen-Betrieb in Kärnten zu übernehmen. "Mein
Vater", erinnert sie sich an frühere Zeiten, "war sehr präsent." Das
Unternehmen fertigt die unterschiedlichsten Behältnisse wie etwa
Kartons, in denen Joghurts geliefert werden, Schuh-Schachteln oder
die entsprechende Verpackung für Auto-Scheibenwischer.
Görner heuerte nach der Schule in Klagenfurt als Flugbegleiterin bei
der Lufthansa an, besah sich die Welt, um schließlich pragmatisch
festzustellen: "Ich will nicht mehr in der Luft servieren." Sie
verließ die Airline, übersiedelte nach Wien und begann, als
freiberuflich tätige Journalistin zuarbeiten. Wien gefiel und
gefällt ihr noch heute: "Das ist eine tolle Stadt."
Mittlerweile hatte der Vater längst signalisiert, sich zurückziehen
zu wollen. Aber erst ein Gespräch mit einem väterlichen Freund gab
den Ausschlag, als er - nachdem sie ihn um Rat gefragt hatte - die
entscheidende Frage stellte: "Was machen Sie noch hier?"
Sie fuhr nach Klagenfurt zurück, übernahm 2006 die Geschäftsführung
des Betriebes und wollte fortan zwei Fragen beantwortet wissen:
"Warum bestellen die Kunden bei uns?" und "Was macht Görner aus?"
Letzteres beantwortet sie heute so: "Wir sind ein bodenständiger
Industriebetrieb, der sich nach außen geöffnet hat." Undnach
unzähligen Kundengesprächen glaubt sie zu wissen, was an Görner
geschätzt werde: Es sei die Zuverlässigkeit, der Service und der
Preis. Der Betrieb, der einst mit Bierdeckeln aus handgeschöpfter
Pappe den heimischen Markt eroberte, hat sich zwischenzeitlich zu
einem Unternehmen mit 110 Mitarbeitern und einem Jahresumsatz von 13
Millionen Euro entwickelt. Außer einer 10.000
Quadratmeter-Produktionsfläche im heimischen Klagenfurt hat sie jetzt
auch ein zweites Standbein in Rumänien geschaffen, das vorwiegend für
die technische Industrie produziert. "Ich habe", sagt Görner und
schaut zufrieden auf den zuvor kritisierten Tisch im
Besprechungszimmer, "mittlerweile mein Plätzchen gefunden."«