Es ist eine Teeküche, die ihresgleichen sucht. Und auch ein wenig symbolisiert, wohin die Reise des Unternehmens gehen soll. Angesiedelt in einem Barockschloss, beherbergt sie eine trendige Kaffeemaschine, deren Kaffee aber tatsächlich aus feinstem, handbemaltem Porzellan getrunken wird. Auf das Unternehmen übertragen bedeutet das: einen Brückenschlag wagen zwischen Tradition und dem modernen Stilempfinden.

Dr. Fritz Panzer, seit wenigen Monaten Geschäftsführer von Augarten Porzellan, lacht und zeigt voller Begeisterung die goldverzierten Dekors aus dem 18. Jahrhundert, schwärmt aber gleichzeitig vom zeitgenössischen Design. "Wir wollen", sagt er, "das Bild einer unmodernen Manufaktur abgelegen." Panzer, der noch vor eineinhalb Jahren geschäftsführender Gesellschafter der Verlagsgruppe Ueberreuter war und mit Porzellan rein gar nichts zu tun hatte, ist mittlerweile tief in die Geschichte der fast 300 Jahre alten, im Schloss Augarten in Wien beheimateten Manufaktur eingetaucht. Nein, Panzer ist kein Sanierer, der einfliegt, Staub aufwirbelt, die Zahlen auf Vordermann bringt und dann wieder verschwindet. Vielmehr ging er behutsam vor, als ihn Eigentümer Erhard Grossnig, der das marode Unternehmen 2003 gekauft und viel Geld investiert hatte, als neuen Geschäftsführer holte.

Panzer hat zunächst neue, moderne Organisationsstrukturen geschaffen, er hat die Arbeit in der Manufaktur beobachtet und gelernt, dass Golddekor "weltweit niemand in dieser Präzision verarbeiten kann, wie wir das tun", hat erfahren, dass ein normaler Teller bei seiner Herstellung sechzig Mal in die Hand genommen werden muss und kennt, weil jedes der handgearbeiteten Stücke die Nummer des Malers oder der Malerin aufweist, auch den passenden Namen dazu. Und er weiß, dass man den Leuten vermitteln muss, warum etwa das 39-teilige Speiseservice "Maria Theresia" fast 11.000 Euro kostet.

"Wir erzeugen Produkte auf höchstem Niveau", sagt er und möchte die Bedeutung von wahrem Luxus, von liebevoller Handarbeit, vom Gießen und Formen, vom Glasieren und Bemalen weitergeben, aber auch, dass es viel Zeit und Mühe kostet, diese Meisterwerke zu produzieren. "Wir müssen diese Qualitätsmerkmale richtig kommunizieren", sagt Panzer, "die Leute müssen verstehen, warum das so teuer ist." Die Kunstfertigkeiten aus fast 300 Jahren Tradition sind sein unerschöpflicher Fundus, ebenso die 25.000 verschiedenen Stücke, welche die Porzellanmanufaktur im Programm hat. Da findet sich der Fingerhut ebenso wie die Bodenvase oder der moderne Eierbecher. Wer will, kann Formen und Dekore, aber auch Monogramme, Schriftzüge oder Logos nach Maß umsetzen lassen.

Schließlich ist Augarten nach Meissen die zweitälteste Porzellanmanufaktur Europas und kreierte etwa für ein kaiserliches Tafelservice, das Maria Theresia zur Ausstattung eines Jagdschlosses erhielt, ein außergewöhnliches Dekor. Die schwarze Pinselzeichnung, überdeckt mit dem Grün der Jagd, zähltmittlerweile zu den bekanntesten und beliebtesten von Augarten und wird noch heute im japanischen Kaiserhaus verwendet. "Und sie bestellen auch laufend nach", freut sich Panzer über Japans Kaiserfamilie.

Ebenso nobel speist man im Fürstenhaus in Liechtenstein oder in der österreichischen Präsidentschaftskanzlei, die bei Empfängen auf dem Dekor "Elisabeth", das lediglich zwei edle Goldränder aufweist und somit Platz für das Staatswappen lässt, auftischt. Ähnlich schlicht ist auch das Augarten-Dekor "Millennium", auf demdas Bundeskanzleramt seinen Gästen Galadinners serviert.

Dem heutigen Zeitgeschmack versucht die Manufaktur mit modernen Formen und reduziertem Dekor gerecht zu werden. Wie mit "Pinocchio", einer Vase, die vom Designer Philipp Bruni 2012 kreiert wurde. Sehr fein. Sehr zeitgemäß.«