Eine Familie ist in Ordnung", sagte einmal ein amerikanischer Komiker, "wenn man den Papagei unbesorgt verkaufen kann." Den Vogel, so es ihn gäbe, könnte man getrost übernehmen; die Atmosphäre im weit verzweigten Familienunternehmen wirkt entspannt. Stefanie Starkl, 32 und Mitglied der vierten Generation der Starkls, lacht und zeigt auf die blühende Pflanzenpracht. "Hier habe ich kreative Möglichkeiten ohne Ende." Sie leitet gemeinsam mit ihrem Bruder Ludwig das Gartencenter samt 45 Mitarbeitern im elften Bezirk in Wien.

Das war so allerdings nie vorgesehen. Denn die junge Stefanie ging nach der Gartenbauschule und einer Meisterprüfung als Floristin nach München, studierte Möbeldesign und Innenarchitektur, arbeitete danach ein Jahr lang in einer großen Kölner Eventagentur und kehrte schließlich vor sechs Jahren nach Hause zurück. Als sie noch über ihre Zukunft grübelte, stellte der Vater die entscheidende Frage: "Willst du nicht einsteigen bei uns?" Stefanie wollte. Vor drei Jahren kam ihr eineinhalb Jahre jüngerer Bruder Ludwig dazu. Bis dahin hatte er das Warengruppenmanagement von Blumen und Blumenzubehör in einem großen Konzern konzeptioniert. "Ich habe mich", erzählt er über seinen Firmeneinstieg, "im ersten Jahr erst in den vorhandenen Strukturen zurechtfinden müssen." Ab dem zweiten Jahr "haben wir begonnen umzustrukturieren". Was in einem derart verzweigten

Familienbetrieb nicht immer einfach ist. Schließlich hatte Josef Starkl der Zweite, der Großvater von Stefanie und Ludwig, seine vier Kinder Josef, Anton, Maria und Ludwig mit je einem Gartenbetrieb versorgt. Josef der Dritte führt etwa 7.000 Quadratmeter im oberösterreichischen Aschbach, Anton ist Herr über 20.000 Quadratmeter in Frauenhofen (Tulln), Maria kümmert sich um 7.000 Quadratmeter in Vösendorf und gemeinsam mit der jungen Garde in Wien-Simmering läuft alles unter der Dachmarke Starkl - und dennoch wirtschaftet jeder für sich. Die Jungen wollen alle Beteiligten wieder mehr zusammenführen. "Verschiedene Strukturen könnte man untereinander besser nutzen", sagt Stefanie und man merkt den beiden Geschwistern den jugendlichen Unternehmergeist, aber auch die Begeisterung für ihre Tätigkeit deutlich an. Es ist eine Arbeit zwischen Natur und Kultur, aber auch Lifestyle und Dekoration. "Man kann die tollsten Ideen haben, sie müssen nur funktionieren", sagt Stefanie und zeigt bei einem Rundgang im farbenfrohen Gartencenter in Simmering, wie sie das Shop-Konzept kundenfreundlicher gestalten will. Dass auch Geduld gefragt ist und die Umsetzung so mancher Idee Zeit erfordert, ist in einer Branche, die sich mit der Nutzung des Bodens befasst, klar. "Denn wir pflanzen heute", sagt Ludwig, "und sehen den Erfolg erst später." Schließlich sei es eine Branche, die buchstäblich Wind und Wetter ausgesetzt sei.

Manchmal wird die Natur auchüberlistet. Seit es in den Achtzigerjahren möglich geworden ist, Pflanzen auch in Plastikbehältnissen zu kultivieren, hat sich die Kundenfrequenz deutlich verändert. Kamen die Gartenbesitzer früher im Herbst, um Obstbäume oder Ziersträucher in den Garten zu setzen, hat sich mittlerweile allesins Frühjahr verlagert. "Heute", erklären die Geschwister, "machen wir 70 Prozent des Umsatzes von Mitte März bis Mitte Mai." Eine Herausforderung für jeden Unternehmer.

Heuer feiert das Familienimperium sein 100-jähriges Bestehen. Deshalb wurde der in die Jahre gekommene Firmenschriftzug auf Betreiben der Jungen gegen eine schlichte Variante ausgetauscht. Nicht ohne zuvor im Familienkreis doch einige Diskussionen darüber zu führen. "In einer Familie, die nicht nur aus Mumien besteht, gehören Konflikte dazu", sagte Reinhard Mey einmal in einem Interview. Die Geschwister wissen und schätzen das. "Denn wenn man etwas braucht", sagt Stefanie, "sind sie mit ihrem Knowhow zur Stelle."«