Vielleicht verdanken wir die Existenz der A&W einem jungen romantischen Melancholiker, einem der frei dichten und politisch als radikaler Neuerer wirken wollte. Die Anekdote will, dass Helmuth H. Lederer mit 16 Jahren durch ihn eine Initialzündung hatte: "Ich habe Hölderlin gelesen und gewusst, was ich will." Der mit pathetischer Energie dichtende Friedrich Hölderlin hatte beim heranwachsenden Schüler offene Türen eingerannt, "auch wenn er schwülstig ist". Es waren genau jene lyrischen Zeilen des Deutschen, die Lederer bis heuteals eine Art Lebensmotto begleiten: "Dem Sehenden genügen Winke -und Winke sind von alters her die Sprache der Götter." Ein "Sehender" im übertragenen Sinn ist Lederer geblieben; einer, der kleine Winke wahrnimmt, um sich spontan zu entscheiden. "Ich bin", sagt er, "ein Bauchmensch." Jemand, dersich von Gefühlen leiten lässt. "Aber man muss wissen, wann man das Hirn einschaltet." Er selbst wusste es immer.

Lederer, nicht nur als Namensgeber seiner Medienwelt ein eindrucksvollster Vertreter jahrgangsresistenter Eleganz, ist Herr vom Scheitel bis zur Sohle. Und mit jenem Gespür ausgestattet, das ihn mental am Puls der Zeit hält. Das war schon seinerzeit so, als er mit dem Einschätzen von Gebrauchtwagenpreisen als Eurotax-Erfinder ein nicht unbeträchtliches Vermögen einfuhr und Jahre später, als er mit klugen Beteiligungen verstand, es zu vermehren. Heute steht erfür einen Begriff, den es im Deutschen so nicht gibt - Elder Statesman. Einer, der nie ins operative Geschäft eingegriffen hat, sich aber für das große Ganze verantwortlich fühlt. Nach wie vor verblüfft er mit kritischen Aussagen über das seiner Meinung nach kleingeistige Denken der Autobranche: "An deren Mentalität hat sich in den letzten 25 Jahren nichts geändert", sagt er, "und es wird sich die nächsten 25 Jahre nichts ändern." Er wirft den Autohändlern vor, den Vertrieb der Elektrofahrzeuge aus der Hand gegeben zu haben. "Das haben sie den E-Werken überlassen, die den Kraftstoff liefern." Schuld an deren Schwerfälligkeit seien die Pflichtkammern. "Die bieten eine Riesenhängematte." Die habe zwar kleine Löcher bekommen, "aber niemand fällt durch". Die Zukunft der A&W "seh" ich bald auf einem iPad", meint er frohgemut. Dass der Wettbewerb in der digitalen Welt ein anderer ist,ängstigt ihn keineswegs: "Man muss halt im Bruchteil einer Sekunde die Aufmerksamkeit so stark erregen, dass der Nutzer bleibt." Wer Lederer kennt, weiß, dass die Übung - nicht zuletzt durch Peter Affolter - gelingen wird.«