Viele fragen sich, wie sich die Automobilbranche in den vergangenen
25 Jahren verändert hat. Und viel mehr noch, wie sie in 5, in 10, in
20 Jahren aussehen wird. Klar, man macht sich so seine Gedanken und
man hat so seine Erfahrungen ...
Es hat sich viel verändert in unserer Branche. Vor 25 Jahren war ein
Auto ein Gebrauchsgut, ein Fortbewegungsmittel. Natürlich, das ist es
auch heute noch. Aber im Gegensatz zu früher muss man sein Auto heute
nicht nach - sagen wir 10 Jahren - wechseln. Rost, technische
Wehwehchen, das sind Themen, die längst der Vergangenheit angehören.
Eine Autowerkstatt hat vor 25 Jahren gutes Geld verdient, durch ein
hohes Reparaturaufkommen, kürzere Serviceintervalle - und auch höhere
Margen. Heute ist ein Auto mit 5 oder 7 Jahren neuwertig.
Der Strukturwandel macht also auch vor der Autobranche nicht halt.
Wir leben heute in einem von Importeuren dominierten Markt und nicht
in einem, in dem die Händler frei agieren können. Auch kämpfen wir
seit einigen Jahren mit einer gewaltigen Zulassungslüge. Hier werden
von Importeursseite Zahlen lanciert, die so nicht stimmen.
Zulassungsstatistiken werden künstlich hoch gehalten, in Wahrheit ist
der heimische Markt aber deutlich kleiner, als uns hier vorgegaukelt
wird.
Leidtragende sind die Händler, die dadurch immer stärker unter Druck
kommen. Das ist keine gesunde Entwicklung. Und - vielleicht dauert es
noch einige Zeit - irgendwann werden sich jene Betriebe, die es sich
leisten können, in anderen Einkaufsstrukturen organisieren. Es gibt
bereits erfolgreiche Beispiele in anderen Branchen, weil Druck
bekanntlich immer Gegendruck erzeugt. Und der Markenautohandel ist
gut beraten, das Heft selbst in die Hand zu nehmen.
Auch die Beziehungen zum Kunden haben sich geändert. Der Kunde ist
mobiler, informierter, anspruchsvoller geworden. Weniger treu? Ja,
auch das ist ein Thema. Die Wechselwähler gibt es auch in unserer
Branche, die Markentreue hat nachgelassen. Klar, man sieht sich
angesichts von 30.000er-Serviceintervallen auch nicht mehr so häufig.
Doch dieChancen, Kunden an das Unternehmen zu binden, durch perfekte
Betreuung, persönliche Beziehung und attraktive Zusatzpakete, die
sind in einer Dienstleistungsgesellschaft, die von Individualisten
geprägt ist, größer denn je.
Wo wird die Reise in unserer Branche hingehen? Die
Strukturbereinigung wird weiter voranschreiten, der kleine
europäische Markt mit vielen Herstellern wird sich verändern müssen,
der Kampf Importeur versus Händler wird sich weiter zuspitzen. Die
Zukunft gehört jenem Hersteller, der in der Lage ist, attraktive
Fahrzeuge zu entwickeln, gewinnbringend zu produzieren und mit
entsprechenden Impulsen (für Kundenwie für Händler) auf den Markt zu
bringen. Den Konsumenten wird das alles herzlich egal sein, weil sie
mehr denn je aus einer Vielzahl von Marken und Modellen wählen können
und das möglichst regional vor der Haustür. Für den Autohändler der
Zukunft heißt das, er wird zum "Mobilitätsprovider": Er muss es
künftig schaffen, dass er Menschen mit der für sie individuell
passenden Mobilitätslösung - vom E-Bike bis zum Van, vom SUV bis zum
Fun-Car - versorgt.«