Das Telefon läutet, das Kopiergerät summt, ein Kollege betritt das Zimmer und der Chef steht ungeduldig auf dem Gang und wartet auf Unterlagen - Annemarie Lust kann das nicht erschüttern. Im Gegenteil, sie ringt sich sogar noch ein freundliches Lächeln ab. "Dass ich ruhig bleibe, ist mein Naturell", sagt sie, "ich könnte am Arbeitsplatz nie herumschreien."

Die Chefin der Administration passt perfekt in eine Kategorie, die manüblicherweise als "gute Seele der Firma" beschreibt. Sie hält ihren Vorgesetzten den Rücken frei, ist mitverantwortlich für ein gutes Betriebsklima und behandelt selbst den unangenehmsten Kunden mit Engelsgeduld. So ganz nebenbei hat sie die Termine des Chefs und die Anliegen der Kollegen im Auge, beherrscht die neue wie die alte Rechtschreibung und mit dem Computer kennt sie sich sowieso aus. Loyalität ist ihr wichtig -über ihren Arbeitgeber würde sie nie lästern. Kurz und gut: Annemarie Lust kommt mit allen und fast allem zurecht. Fünf Jahre arbeitet sie bereits in Lederers Medienwelt und erinnert sich an ihr Vorstellungsgespräch, bei dem ihr die "angenehme Atmosphäre" aufgefallen war und sie ihre Entscheidung dann "nach Bauchgefühl" traf. Ihre herzliche Art kommt gut an, doch läuft sie damit auch Gefahr, als jemand zu gelten, den man folgenlos abkanzeln kann. Was so nichtstimmt. "Ich brülle nicht zurück", sagt sie, "aber ich antworte dann so knapp, dass der andere gleich merkt, dass etwas nicht stimmt." «