1971 wagte der junge Landmaschinenhändler Josef Schirak den Einstieg
in das Autogeschäft. Seither hat sich die Branche verändert -
freilich nicht zum Vorteil der Händler.
Simca, Sunbeam, Chrysler: Die Hersteller, mit denen die
Automobilkarriere von Schirak begann, sind heute entweder komplett
oder zumindest in Europa vom Markt verschwunden. Das Autohaus in St.
Pölten ist ebenso bestehen geblieben wie zwei im Laufe der Jahre
hinzugekommene Standorte eines Schwesterunternehmens. "Wir sind ein
klassischer mittelgroßer Mehrmarkenhändler", sagt Schirak -und fügt
hinzu, dass es gerade diese Art von Autohäusern in Zukunft am
schwersten haben könnte. Schließlich erhalten die Autohersteller mit
dem Wegfall der Kfz-GVO im Mai 2013 das Recht, ihren
Vertragsbetrieben eine Markenexklusivität vorzuschreiben. Darüber
hinaus werden die zweijährige Kündigungsfrist, die Verpflichtung zur
objektiven Begründung einer Kündigung oder das Recht zur
ungehinderten Betriebsveräußerung verloren gehen.
Unternehmer, die ihre Firma nicht verkaufen dürfen, ohne das
Einverständnis ihres "Vertragsherrn" einzuholen, das erinnert ein
wenig an die Herrschaftsverhältnisse früherer Jahrhunderte. "Wir sind
in vielerlei Hinsicht die Leibeigenen der Hersteller geworden",
bedauert Schirak. Kein Vergleich zu seinen Anfangsjahren: "Damals
konnte man mitden Gebietsleitern des Importeurs noch über die
Verkaufsziele verhandeln. Heute hat niemand mehr das Recht, von 300
auf 298 Stück herunterzugehen." Selbst Generaldirektoren seien "auf
Punkt und Beistrich" an die Anweisungen der Konzernzentralen
gebunden, bedauert Schirak. Rücksichtnahme auf regional
unterschiedliche Marktverhältnisse ist aufgrund derartiger Vorgaben
kaum mehr möglich.
Gemeinsam mit der steigenden Wettbewerbsintensität und den immer
höheren Fixkosten, die zu einem Gutteil auf die Investitionsvorgaben
der Hersteller zurückzuführen sind, führt dies zu einer brisanten
wirtschaftlichen Situation. Daran können selbst Rekordzulassungen wie
in den vergangenen beiden Jahren nichts ändern. "Wurde mit dem
Verkaufdieser Autos auch ausreichend Geld verdient?", fragt Schirak,
um sich selbst zu antworten: "Ganz eindeutig nicht."
Das untrügliche Gespür für die Situation seiner Branchenkollegen ließ
den Niederösterreicher schon früh zum Interessenvertreter werden.
Seit über 40 Jahren engagiert sich Schirak in der Wirtschaftskammer,
jahrelang war er Bundesgremialobmann des Fahrzeughandels. Aktuell
treibt er als Einzelhandelssprecher ein Projekt voran, das seinen
Einsatz krönen könnte. Die zwischen Händlern und Importeuren
ausgehandelte "Kfz-Mittelstandsinitiative" soll zumindest einen Teil
der Schutzbestimmungen, die mit dem GVO-Ende verloren gehen werden,
wettmachen. Nach beinahe zweijähriger Verzögerung hofft Schirak nun
auf eine rasche Durchführung des Gesetzes: "Alle Anzeichen deuten
darauf hin, dass die Mittelstandsinitiative noch heuer im Parlament
behandelt wird."«