Reinäußerlich könnten die beiden Kommerzialräte unterschiedlicher nicht sein: da Fritz Nagl, der Bundesinnungsmeister der Kfz-Techniker, erdig, direkt, durch und durch ein Handwerker - ein Kfz-Meister der alten Schule; ihm gegenüber Burkhard Ernst, der Bundesgremialobmann der Autohändler, ein schillernder Multi-Unternehmer, Immobilienentwickler, Filmproduzent und Chef des Wiener Autohauses Rainer. "Mögen wir nach außen hin auch sehr konträr erscheinen, so sind wir uns dennoch in grundsätzlichen Dingen einig", sagen Nagl und Ernst unisono. Und geben, während sie die letzten 25 Jahre Revue passieren lassen, Einblick in eine sich rasch verändernde Branche. "Wenn damals ein Geschäft abgewickelt worden ist, egal ob ein Fahrzeugkauf oder eine Reparatur, hat das Handschlagqualität gehabt", erinnert sich Nagl. Mit der rasanten Entwicklung der Technik, die immer mehr spezialisiertes Personal erfordere, habe man seitens der Innung immer die richtigen Schritte setzen und sich jeder neuen Herausforderung stellen können, sagt Nagl.

Viel schwieriger seien da schon Beziehungen zu den Kunden geworden. "Ein nichtiger Anlass zieht zuweilen folgenschwere Streitigkeiten nach sich." Das sieht auch Ernst so: "Eine juristische Ausbildung für Verkäufer könnte heutzutage nicht schaden."

Die letzten Jahrzehnte haben auch dem Handel grundlegendeÄnderungen beschert. "Da ist kein Stein auf dem anderen geblieben."

Das Verhältnis zu den Versicherungen habe sich verschlechtert, das zum Kunden radikal verändert. Die Kunden seien in puncto Konsumentenschutz medial aufmunitioniert. Auch der Verwaltungsaufwand sei exorbitant gestiegen. "Ein Blick in einen alten Akt, in dem der Verkauf eines Neuwagens dokumentiert ist, veranschaulicht das", sagt Ernst. Vor 25 Jahren bestand er aus 4 bis 5 Blättern. "Heute füllt so ein Akt unglaubliche 60 Seiten." Pro Arbeitsstunde fließen 50 Prozent der Zeit in die Verwaltung. Nagl und Ernst sparen auch nicht mit Selbstkritik: "Die Fülle an Dienstleistungen, die im Laufe der Jahre rund um Service und Verkauf entstanden sind und die wir selbst geschaffen haben, verschlingt unglaubliche Summen und drückt den Gewinn."

Dennoch blicken Nagl und Ernst positiv in die Zukunft. Wobei die Entwicklungen in urbanen Räumen stark im Kontrast zu jenen auf dem Land stehen werden. "Von uns durchgeführte Untersuchungen zeigen, dass die Generation Facebook das Auto nicht mehr als Statussymbol sieht", sagt Ernst. Entsprechend ist auch das Kaufverhalten in den Städten: "Es werden dort längerfristig weniger Fahrzeugeverkauft werden, nicht nur weil jungen Leuten, die mehrere Stunden pro Tag im Netz mit den neuen Medien verbringen, einfach die Zeit zum Autofahren fehlt." Auch die Tendenz, dieses durch immer rigorosere Maßnahmen wie Parkraumbewirtschaftung, 30er-Zonen und Umweltauflagen zu erschweren, werde sichin den kommenden Jahren fortsetzen. "Wir haben aber auch Chancen, potenzielle, junge Kunden zurückzugewinnen", sagt Nagl. "Spätestens dann, wenn sie eine Familie gründen und wieder aufs Land oder in die Speckgürtel der Städte ziehen und ein Fahrzeug zur Erhaltung der individuellen Mobilität brauchen."

Die Erhaltung Letzterer ist auch eines der Hauptanliegen von Ernst: "Das Recht für jedermann, sich frei bewegen zu können, wann immer man will, muss auch in Zukunft gewährleistet bleiben." Ernst glaubt, "dass uns Benzin-und Dieselmotor auch noch in den nächsten Jahrzehnten erhalten bleiben, auch der Anteil alternativer Antriebsarten wird langsam steigen".

Künftig wollen Ernst und Nagl noch enger zusammenrücken: "Für die Zukunft sind wir gerüstet und werden uns allen Herausforderungen gemeinsam stellen."«