Autofahren wird immer teurer. Das liegt nicht nur an den Spritpreisen, auch die Servicekosten steigen - zumindest in den Markenwerkstätten, in denen die Stundensätze zuweilen im dreistelligen Bereich liegen. Schuld daran sind freilich nicht raffgierige Autohausbesitzer: Vor allem die teuren Vorgaben der Hersteller treiben die Kosten in die Höhe. "Gerade bei Privatkunden geht der Trend daher zur markenfreien Werkstatt", beobachtet Gerhard Lorber, seit Kurzem Österreich-Chef des Teilehändlers Wessels+Müller. Er kennt die Autobranche aus allen Blickwinkeln: Vor seinem im Sommer erfolgten Jobwechsel leitete Lorber ein niederösterreichisches Autohaus, davor war er langjähriger Geschäftsführer der Servicekette Forstinger.

Nicht nur das wachsende Kundeninteresse begünstigt die ungebundenen Betriebe. Die EU-Kommission hat sich seit Jahren die Stärkung dieser Branchengruppe auf die Fahnen geschrieben. So dürfen seit der "Service-GVO" Inspektionen in freien (oder markenfremden) Werkstätten vom Autobauer nicht mehr als Begründung für verweigerte Garantieansprüche herangezogen werden. Die Euro-5-Norm schreibt den ungehinderten Zugang zu technischen Daten vor.

Als "Rundumdienstleister für freie Werkstätten" will Lorber den Betrieben helfen, die daraus resultierenden Chancen zu nützen. Sein Arbeitgeber ist dafür bestens qualifiziert: Schließlich gilt Wessels+Müller als einer der größten europäischen Ersatzteilhändler und Werkstattausrüster. 2011 wurde an 90 deutschen Standorten ein Umsatz von rund 700 Millionen Euro erwirtschaftet, zum Jahreswechsel erfolgte mit der Übernahme von ZF Trading Austria der Start in Österreich.

"Jetzt werden wir Schritt für Schritt das gesamte deutsche Leistungsspektrum nach Österreich bringen", kündigt Lorber an. Dazu gehören diverse Werkstattsysteme. Sowohl die Schwerpunktkonzepte für Transporter, Autolackierung, Autoglas und Dieseltechnik als auch das Vollsystem "Autoteam" könnten 2013 starten. Parallel werden die bislang 4 Verkaufshäuser in Wien, Graz, Linz und Innsbruck erweitert oder an neue Adressen übersiedelt. Der Personalstand wird ausgebaut und die Zustelllogistik intensiviert, sodass Kunden in Ballungsräumen zukünftig bis zu 6 Mal täglich beliefert werden. Bei all den Investitionen werdeaber die persönliche Nähe zum Markt gewahrt bleiben, verspricht Lorber: "Wie die meisten Werkstätten ist auch Wessels+Müller ein Familienunternehmen. Entsprechend verlässlich und nachhaltig handeln wir."«