Die ukrainischen Autohersteller und Importeure haben das Kriegsbeil ausgegraben. Der Grund ist die geplante zusätzliche Abgabe für Importautos, die die heimischen Hersteller schützen soll.
Zum 13. April soll ein zusätzlicher Zoll für Importautos mit Benzinmotoren zwischen 1,0 und 2,2 Litern Hubraum einführt werden. Zusätzlich zum normalen Zoll in der Höhe von 10 Prozent wird eine Abgabe von 6,46 Prozent (1,0-bis 1,5-Liter-Motoren) bzw. 12,95 Prozent (1,5-bis 2,2-Liter-Aggregate) fällig. Die Maßnahme istauf drei Jahre ausgelegt.
Drastischer Marktrückgang
Der Neuwagenverkauf in der Ukraine befindet sich in einer tiefen Krise. Nach dem Rekordjahr 2008, als im Land rund 623.000 neue Pkws verkauft wurden, sind die Absätze auf weniger als die Hälfte zurückgegangen. Im Vorjahr wurden lediglich 217.581 Pkws verkauft: ein katastrophales Ergebnis für ein Land mit rund 45 Millionen Einwohnern und rund einem Drittel weniger als im fünfmal kleineren Österreich. Marktführer war Hyundai mit 20.264 Einheiten, gefolgt von ZAZ, Lada, Kia und der Marke VW, für deren Import der ukrainische Ableger der Salzburger Porsche Holding sorgt. Die Hauptursachen sind laut Oleg Omelnytskyi, Direktor der Kiewer Analystenfirma AUTO-Consulting, die zögerliche Erholung der Wirtschaft nach der Krise sowie die hohen Kreditkosten, die dazu führen, dass nur 17 bis 19 Prozent der Autokäufe mit Krediten finanziert werden.
Doch noch schlechter als den Importeuren geht es den lokalen Herstellern, deren Marktanteil stärker als der Gesamtmarkt zurückgegangen ist. Dies sowie die auf dem wichtigsten Exportmarkt Russland eingeführte Verschrottungsabgabe führten zu einem drastischen Rückgang der Auslastung ukrainischer Autowerke.
Gegenseitige Beschuldigungen
Der Importeursverband VAAAIDübt heftige Kritik an der Maßnahme. Er rechnet der Regierung vor, wie viele Abgaben bei niedrigerem Autoimport verloren gehen. Der Verband rechnet mit einer durchschnittlichen Preiserhöhung der betroffenen Modelle um 7,8 bzw. 15,6 Prozent.
Der Herstellerverband Ukravtoprom wiederum wirft den Importeuren eine Manipulierung der Zahlen vor. Die Autobauer behaupten, dass die tatsächlichen Preiserhöhungen wesentlich niedriger sein werden. Sie erinnern die Importeure auch daran, dass als die Importzölle für die meisten Autos nach dem 2008 erfolgten Beitritt der Ukraine zur Welthandelsorganisation von 25 auf 10 Prozent reduziert wurden, die Preise nicht entsprechend niedriger geworden sind. Die Hersteller ZAZ und Bogdan sind interessanterweise gleichzeitig bedeutende Importeure.
Veraltete Modelle
Ein Problem der Industrie sind veraltete Modelle. Der größte Hersteller ZAZ produziert in Zaporozhje unter der Marke ZAZ den alten Daewoo Lanos, die vorherige Generation des Chevrolet Aveo sowie ein chinesisches Chery-Modell. Bogdan baut in seiner Fabrik in Tscherkassy den in Russland nicht mehr produzierten Lada 2110 sowie den alten Hyundai Tucson. Evrokar montiert im westukrainischen Solomonowo aktuelle Skoda-Modelle, allerdings nur im einfachen SKD-Verfahren. Die Anlagen für CKD-Montage wurden zwar vorbereitet, können aber nicht ausgelastet werden.
Die Hersteller melden die ersten positiven Folgen der Zusatzzölle. Laut Bogdan-Präsident Oleg Swinartschuk wird sein Unternehmen im April die Pkw-Montage wieder aufnehmen.
Unklar ist, ob ZAZ mit der Produktion eines weiteren Modells reagieren wird. Laut Vachtang Vasadze, dem stellvertretenden Vorstandsvorsitzenden der ZAZ-Mutterfirma UkrAVTO, benötigt man für den Start der Produktion ab dem Zeitpunkt der Entscheidung etwa ein Jahr.
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