Vor rund 18 Monaten wurde begonnen, SERMI schrittweise in ganz Europa auszurollen. In einer ersten Welle wurde dieser europäische, einheitlich geregelte Zertifizierungsstandard für den Zugang zu sicherheitsrelevanten Reparatur- & Wartungsdaten vorrangig in den kleineren Staaten eingeführt – so auch im April des vergangenen Jahres in Österreich.

SERMI ist vor allem für freie Mehrmarken-Kfz-Werkstätten bzw. für herstellergebundene Betriebe, welche auch Fremdmarken betreuen, relevant. Stand heute gilt dieser Standard in 14 europäischen Staaten. Darunter befinden sich mittlerweile auch die großen bzw. autoreichen Länder wie Deutschland, Frankreich, Italien, Polen und Spanien. Nach einer ersten Übergangsphase hören wir in Österreich vor allem seit heuer, dass das entsprechende Zertifikat bei zahlreichen Tätigkeiten, die vom Fahrzeughersteller als sicherheitsrelevant eingestuft werden, zwingend notwendig ist. Das legt auch die gestiegene Anzahl der SERMI-zertifizierten Werkstätten und Mitarbeiter nahe.

Das bestätigen uns gerade auch einzelne Anbieter von Remote-Service-Dienstleistungen. Denn was vielen Werkstattbetreibern und Fahrzeugtechnikern nicht immer bewusst ist: Um bestimmte Remote-Service-Unterstützung für Arbeiten am Fahrzeug nützen zu können, müssen alle Beteiligten über ein gültiges SERMI-Zertifikat verfügen – also auch die Kfz-Werkstätte und deren Mitarbeiter bzw. Mitarbeiterin, der bzw. die gemeinsam mit dem Re-mote-Service-Anbieter am Fahrzeug arbeitet.

Beim VFT werden wir regelmäßig von Werkstättenbetreibern kontaktiert, die aufgrund der fehlenden Zertifizierung mit den begonnenen Arbeiten am Kundenfahrzeug nicht mehr weiterkommen. Das ist eine Situation, die sich wahrlich niemand wünscht – nicht die Werkstätten, nicht deren Kunden und nicht wir als Verband. Denn in dieser Situation gibt es eigentlich nur zwei Möglichkeiten: den Kunden bzw. die Kundin informieren, dass es länger dauert und so schnell wie möglich einen Antrag bei einer der beiden in Österreich akkreditierten Zertifizierungsstellen einreichen; vorausgesetzt, man hat alle benötigten Unterlagen griffbereit und alles läuft optimal, dauert das bestenfalls bis zu drei Tage. Ist diese Zeit nicht vorhanden, muss das Fahrzeug als Notfallvariante vermutlich in einen Betrieb mit dem erforderlichen Datenzugang zum Hersteller – das ist zumeist die herstellergebundene Werkstätte – gebracht werden. Darum weisen wir als VFT bei jeder Gelegenheit darauf hin, sich rechtzeitig mit der Zertifizierung zu beschäftigen.

Was in diesem Zusammenhang interessant ist: Die stark vereinfachte und sehr grobe Faustformel für den Vergleich von Größen- und Mengenverhältnissen zwischen Österreich und Deutschland von 1:10 ist weithin bekannt; diese lässt sich beispielsweise auch auf den durchschnittlichen Fahrzeugbestand beider Länder – gemessen an der Fahrzeugklasse M1 (Pkw) im Jahr 2024 – anwenden. Während für Österreich 5,2 Millionen Pkw ausgewiesen werden, sind es in Deutschland 49,1 Millionen Pkw. Legt man diesen einfachen Maßstab jedoch an das Verhältnis der SERMI-zertifizierten Kfz-Werkstätten in beiden Ländern an, würde das bedeuten, dass in Österreich derzeit erst 40 Prozent der Werkstätten zertifiziert sind.